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„Wer nicht arbeitet, der wird faul“ – oder nicht?

von Stiftung Grundeinkommen,
Foto: Neil Godding/Unsplash

In unseren Köpfen ist fest die Vorstellung verankert, dass man sich seinen Platz in der Gesellschaft erst verdienen muss. Doch woher stammt sie eigentlich? Folge zwei unseres Podcasts zum Grundeinkommen mit Professor Hermann-Josef Große Kracht.

17. Dezember 2019

„Wer nicht arbeitet, der wird faul“, „man muss sich seinen Platz in der Gesellschaft verdienen“, „ein Grundeinkommen ist Geld fürs Nichtstun“: Solche Vorstellungen sind fest in unseren Köpfen verankert. Doch woher stammen sie eigentlich? Dem spüren wir in der zweiten Folge unseres Podcasts „Die Rechnung geht auf uns“ nach. Unser Gast ist diesmal der Wissenschaftler Hermann-Josef Große Kracht. Er ist Professor am Institut für Theologie und Sozialethik der Technischen Universität Darmstadt – und ein profunder Kenner der Geschichte und Ethik von Sozial- und Wohlfahrtsstaat.

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Der Podcast mit Professor Große Kracht in drei wichtigen Sätzen:

„Wir leben in Arbeitsgesellschaften. Das ist historisch ungewöhnlich.“

Arbeiten zu müssen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen – das galt einst als unwürdig. Dann kamen Martin Luther und Johannes Calvin. Heute definieren wir uns nahezu alle über Arbeit. Dabei müsste das nicht so sein: Wir könnten uns zum Beispiel auch auch als Konsumentinnen und Konsumenten definieren.

„Ökonomen haben den Hang, Menschen als möglichst faul, als avers zu betrachten.“

In der Ökonomie wird gern mit Anreizbedingungen gerechnet: Die Anreize müssen nur groß genug sein, dann werden die Menschen automatisch lieber arbeiten gehen, statt daheim zu bleiben. Doch das stößt in der Realität überall dort an Grenzen, wo sich Menschen nicht als Homines oeconomici kalkulieren lassen. Auch die großen Menschenbilder der Philosophie passen nicht zu dieser rationalen Vorstellung.

„Die Vorstellung, die Politik würde Menschen ermöglichen, vom Zwang zum Arbeitsmarkt auszusteigen, ist für Unternehmer gruselig.“

Und nicht nur für sie. Auch andere sind in gewisser Weise auf unsere heutige Vorstellung von Arbeit angewiesen. In der Sozialpolitik gelten Kontrollmechanismen gar als wichtiger Baustein, etwa bei Hartz IV. Kommt vielleicht daher dieser Reflex mancher Menschen, ein Grundeinkommen per se als etwas abzustempeln, das Faulheit schüre?

Mansour Aalam, Geschäftsführer der Stiftung Grundeinkommen und Host des Grundeinkommen-Podcasts „Die Rechnung geht auf uns“.
Foto: Markus Burke
Hermann-Josef Große Kracht ist Professor am Institut für Theologie und Sozialethik der Technischen Universität Darmstadt. Er forscht unter anderem zur katholischen Soziallehre, zum Wohlfahrtsstaat und zur Ethik des Sozialstaats.
Foto: privat
  • „Wer nicht arbeitet, wird faul“ – warum glauben wir das? (Folge 02)
  • „Die Rechnung geht auf uns“: In dieser Serie spricht Mansour Aalam von der Stiftung Grundeinkommen mit wechselnden Gästen über ein Thema rund ums Grundeinkommen, auf der Suche nach spannenden Gedanken und möglichen Antworten. Lässt sich mit einem Grundeinkommen unsere Gesellschaft verbessern?
  • Host: Mansour Aalam, Stiftung Grundeinkommen
  • Gast: Hermann-Josef Große Kracht
  • Redaktion: Laura Selz
  • Konzept und Produktion: Nansen & Piccard
  • Länge: 27:37
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Die Rechnung geht auf uns – Lässt sich mit einem Grundeinkommen unsere Gesellschaft verbessern? Mansour Aalam von der Stiftung Grundeinkommen spricht mit wechselnden Gästen über ein Thema rund ums Grundeinkommen, auf der Suche nach spannenden Gedanken und möglichen Antworten. Zu Gast: Hermann-Josef Große Kracht

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27:37
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