Pressemitteilung
Angenommen, der Staat würde ein bedingungsloses Grundeinkommen von 1.000 Euro monatlich garantieren – was hätte das für Auswirkungen? Die meisten Menschen (56%) erwarten, dass ihre Mitmenschen weniger arbeiten würden. Aber: Nur knapp ein Viertel (22%) nimmt an, sie selbst würden weniger arbeiten, wenn sie ein solches Grundeinkommen bekämen. Das ergibt eine großangelegte Onlinebefragung von mehr als 1.000 Menschen durch das Meinungsforschungsinstitut Kantar im Auftrag unserer Stiftung.
Der Fokus der Umfrage lag auf den Annahmen und Erwartungen der Menschen und diese Forschungsergebnisse sollten nun durch objektive Daten aus Feldexperimenten und anderen Studien zum Grundeinkommen ergänzt werden. „Pilotprogramme und Feldversuche sind wichtig, um mögliche Auswirkungen eines Grundeinkommens zu untersuchen“, sagt Mansour Aalam, Geschäftsführer unserer Stiftung. Er empfiehlt jedoch, den Fokus zu erweitern. „Wir plädieren für mehr Vielfalt in der Grundeinkommensforschung, also dafür, unterschiedliche Methoden, Konzepte und Inhalte in die Untersuchungen einzubeziehen.“
Warum Annahmen zum Grundeinkommen verzerrt sind
Die Befragung durch Kantar zeigte auch: Die Annahmen zum Grundeinkommen und das Verhalten der Mitmenschen sind nicht durch Fakten geprägt, sondern durch Menschenbilder, Stereotypen und selbstwertdienliche Verzerrungen. Das ist nicht unüblich und sehr menschlich – doch bewirkt es, dass Vorhersagen über eigenes und fremdes Handeln nicht objektiv sein können. „Das allgemeine Menschenbild basiert auf ungeprüften Annahmen darüber, was Menschen ausmacht und was sie antreibt, ob sie im Allgemeinen egoistisch oder altruistisch, fleißig oder faul, formbar oder unveränderlich sind“, erklärt Mansour Aalam. Ganz anders hingegen sei oft die Wahrnehmung der eigenen Person und des eigenen Verhaltens. Der Grund: „Selbstwertdienliche Verzerrungen helfen uns dabei, uns in ein gutes Licht zu rücken.“
Deswegen ist das Ziel Stiftung Grundeinkommen: mehr Forschung und mehr Fakten. Geschäftsführer Aalam ist überzeugt: „Mehr Wissen kann einen konstruktiven Diskurs ermöglichen, frei von subjektiven Menschenbildern, einseitigen Ideologien oder unbelegten Annahmen.“
Über unsere Forschung
Publikations-Info
- Autorinnen: Anna Oostendorp, Dr. Andrea Paulus
- Veröffentlichung: 03/2021
- Ansprechpartnerin: Anna Oostendorp